Zeitenwende – Der Krieg in der Ukraine und seine sozialpsychologischen Ursachen und Folgen
Russlands Überfall auf die Ukraine bedeutet einen tiefen Einschnitt in der Geschichte Europas nach dem Zweiten Weltkrieg. Die von Olaf Scholz proklamierte »Zeitenwende« geht mit einem Politikwechsel und einem grundlegenden Mentalitätswandel in der Bevölkerung einher. Wird es zu einer Wiederauflage der überwunden geglaubten Feindbilder zwischen Deutschen und Russen kommen? Kehren militaristische Mentalitäten zurück? War die Politik der Aussöhnung mit Russland grundsätzlich falsch?
Im Hinblick auf Russland stellen sich Fragen nach den psychohistorischen Hintergründen für Putins nationalistische Größenfantasien und für die extreme Grausamkeit, mit der er diesen Krieg führen lässt. Welche Rolle spielen die unbearbeiteten kollektiven Traumata der Stalin-Zeit? Welchen Erklärungswert haben die sozialpsychoanalytischen Konzepte »Gewähltes Trauma« und »Gewählte Ruhmesblätter«, die der Psychoanalytiker und Konfliktforscher Vamik Volkan (»Das Versagen der Diplomatie«) entwickelt hat?
In seinem Vortrag wird Hans-Jürgen Wirth diesen Fragen nachgehen und sich dabei auf sein Buch »Gefühle machen Politik. Populismus, Ressentiments und die Chancen der Verletzlichkeit«, 2022, (https://www.psychosozial-verlag.de/catalog/product_info.php/products_id/3151) beziehen.