Psychoanalyse und Film: No Turning Back

Filmveranstaltung am 19.06.2023 um 20.00 Uhr im Kinocenter Gießen (zertifizierte Fortbildung, 4 Punkte)

Dipl.-Psych. Barbara Rosengärtner moderiert

No Turning Back

USA/GB 2013 - FSK 0 Jahre
Regie:            Stephen Knight
Darsteller:     Tom Hardy und 12 Telefonstimmen
Länge:           85 Minuten

Der oscarnominierte Drehbuchautor Steven Knight legt in seiner 2. Regiearbeit „No Turning Back“ „dieses Kraftpaket klaustrophobischer Spannung und heftigster Emotionen“ vor (Rolling Stone). Dargestellt wird der Protagonist von einem herausragenden Tom Hardy („ The Dark Knight Rises“, „Inception“).

In diesem Kammerspiel auf Rädern erleben wir den Bauleiter und Betonbauer Ivan Locke, der sein bisheriges Leben fest im Griff zu haben schien. Er ist an seiner wichtigen Arbeit absolut zuverlässig und erfahren, ein guter Vater und Ehemann, ein Mann, der versucht das Richtige zu tun.

Durch seine unerschütterliche Entscheidung, die er in kurzer Zeit treffen musste, sind wir Zeuge, wie sein gesamtes bisheriges Leben aus den Fugen gerät und er alles zu verlieren scheint, was ihn ausmacht.

Im Laufe des Films sehen und hören wir ihn unentwegt am Autotelefon mit allen wichtigen Personen seines Lebens sprechen, um die sich auftürmenden Probleme und Schwierigkeiten auf rationale und möglichst unemotionale Weise zu lösen.

Aus der Fassung geraten derweil seine Gesprächspartner, Locke muss einen klaren Kopf behalten. Während der Autofahrt von Birmingham nach London (85 Minuten dauern Film und Autofahrt) erfahren wir nach und nach, was Ivan Locke antreibt.

Im Betonbau muss man überaus genau und präzise arbeiten, sonst entstehen die größten Fehler, die nicht nur enorme Kosten verursachen, sondern auch katastrophale Folgen haben können. Dies weiß Ivan Locke, und so hatte er auch versucht sein Leben zu organisieren, bis auf einen Fehltritt. Während er auf der Baustelle alles im Griff zu haben scheint, bricht in seinem Leben alles zusammen.

In seiner Nobelpreisrede 1954 hat der großartige Erzähler William Faulkner gesagt, die größte Erzählung sei nicht Held gegen Schurke, Gut gegen Böse, sondern das menschliche Herz im Kampf mit sich selbst, „the human heart in conflict with himself“.

Davon handelt der vielfach preisgekrönte Film.

Ist am Ende ein Neuanfang möglich?