Horst-Eberhard Richter war neben Alexander und Margarete Mitscherlich und Erich Fromm derjenige deutsche Psychoanalytiker der Nachkriegszeit, der das Bild der Psychoanalyse in der Öffentlichkeit am stärksten geprägt hat. 1962 wurde er auf den Lehrstuhl für Psychosomatische Medizin an der Justus-Liebig-Universität berufen – den ersten seiner Art in Deutschland – und mit der Gründung des Zentrums für Psychosomatische Medizin beauftragt, das er drei Jahrzehnte bis zu seiner Emeritierung 1992 leitete.
Er gründete auch das Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie Gießen e. V., das 10 Jahre nach seinem Tod seinen Namen erhielt.
Einer breiteren Öffentlichkeit wurde er als unermüdlicher Autor psychoanalytisch-sozialpsychologischer Sachbücher bekannt, die in einem eingängigen und zugleich klaren Stil geschrieben waren. Durch sein bürgerschaftliches Engagement war er auch mit der Stadt Gießen eng verbunden und engagierte sich in verschiedenen sozialtherapeutischen und sozialpolitischen Projekten, wie z.B. in der Siedlung Eulenkopf, in der Reform der psychiatrischen Versorgung und in der Friedensbewegung. Für sein Lebenswerk wurde ihm die Ehrenbürgerwürde der Stadt Gießen verliehen.
Hans-Jürgen Wirth lernte Richter bereits als Student kennen, war einer seiner engsten Mitarbeiter und wird in seinem Vortrag einen Überblick über das Leben und Wirken von Horst-Eberhard Richter geben.