Psychoanalyse und Film: Holy Spider

Filmveranstaltung am 10.02.2025 um 20.00 Uhr im Kinocenter Gießen (zertifizierte Fortbildung, 4 Punkte)

Jutta Sippel-Süße (Ärztin) und Dr. med. Wolfgang Enke moderieren 

 Holy Spider 

Dänemark, Schweden, Frankreich, Deutschland 2022 – FSK 16
Regie:Ali Abbasi
Drehbuch:Ali Abbasi, Afshin Kamran Bahrami
Darsteller:Zar Amir Ebrahimi, Mehdi Bajestani,
Arash Ashtiani u.a.
Länge:119 Minuten

 Iran Anfang der 2000er; in Maschhad, der zweitgrößten Stadt des Landes, religiöses Zentrum und Pilgerstätte, treibt ein Serienmörder sein Unwesen. Die Opfer des unheimlichen „Spinnenmörders“ sind ausnahmslos Prostituierte. – Ausgerechnet in Maschhad! Oder gerade in Maschhad? Denn Saeed (dargestellt von Mehdi Bajestani), Arbeiter, Kriegsveteran, anscheinend glücklicher Familienvater, glaubt sich in einer göttlichen Mission. Er will durch seine Taten die heilige Stadt von Unmoral und Laster befreien. – Die Polizei tappt lange im Dunkeln, weswegen die Journalistin Arezu (Zar Amir Ebrahimi) auf eigene Faust zu ermitteln beginnt und sich größter Gefahr aussetzt ...
Der auf tatsächlichen Ereignissen basierende Film ist vielschichtig, zunächst ein spannender Thriller in der Tradition des „Film noir“. Er ist aber auch ein politisches Manifest: Ali Abbasi zeichnet ein kritisches, pessimistisches Bild seines Landes, geprägt durch religiösen Fanatismus und Gewaltherrschaft. Doch Autoritarismus und Frauenfeindlichkeit sind ein universelles Phänomen. Welche seelischen Hindernisse stehen womöglich der Etablierung neuer, gleichberechtigter Geschlechterverhältnisse entgegen?
Der im Iran geborene und in Dänemark lebende Regisseur Ali Abbasi sorgte 2024 vor den Wahlen in den USA mit „The Apprentice“  für Aufsehen, in dem er den Werdegang von Donald Trump nachzeichnet. Der Vorgängerfilm „Holy Spider“ feierte 2022 in Cannes Premiere und hat in der Folge zahlreiche Nominierungen und Preise erhalten.