Psychoanalyse und Film: Oh Boy

Filmveranstaltung am 10.03.2025 um 20.00 Uhr im Kinocenter Gießen (zertifizierte Fortbildung, 4 Punkte)

Dr. rer. soc. Marianne Jarka moderiert

Oh Boy

Deutschland 2012 – FSK 12 Jahre

Regie:

Jan-Ole Gerster

Darsteller:

Tom Schilling, Marc Hosemann,

Friederike Kempter, M. Gwisdek u.a.

Länge:

83 Minuten

Nico (gespielt von Tom Schilling), ein junger Mann, der vor zwei Jahren sein Studium in Berlin abgebrochen hat, streift an einem ausgewählten Tag von morgens bis in die Nacht hinein durch die Hauptstadt, zunächst auf der Suche nach einem Kaffee. Ausgerechnet an diesem Tag ist er mit einer Reihe von Widrigkeiten konfrontiert, die seinen Alltag erschweren. Wir begleiten ihn, der eher zurückhaltend ist, bei seinen Begegnungen mit alten und neuen Bekannten, denen er geduldig zuhört, die ihn mitziehen oder auf die er sich, teils notgedrungen, einlässt.

Der Regisseur und Drehbuchautor Jan-Ole Gerster zeigt mit seinem in Schwarz-Weiß gedrehten erfolgreichen Debutfilm eine Reihe von einfühlbaren Episoden, die zum Nachdenken anregen. Wie ist wohl Nico in diese Lebenskrise geraten, wird er – neben seinem Kaffee – vielleicht auch neue Wege für sich finden?

Tom Schilling spielt den Protagonisten hervorragend, aber auch die anderen Charaktere, die sogenannten Nebenrollen, wirken greifbar und glaubwürdig.

Aus psychoanalytischer Sicht ist dieser Film interessant, weil er zentrale Lebensfragen und Konfliktfelder berührt, die zur Diskussion anregen. Wie schaffen wir es, trotz schwieriger Startbedingungen und in der „Unwirtlichkeit der Städte" (A. Mitscherlich) Beziehungen zu finden und lebendig zu bleiben?