Psychoanalyse und Film: Corpus Christi

Filmveranstaltung am 11. Juli 2022 um 20.00 Uhr im Kinocenter Gießen (zertifizierte Fortbildung, 4 Punkte)

Dr. med. Wolfgang Enke moderiert

Corpus Christi

Polen 2019 - FSK 16 Jahre
Regie:        Jan Komasa
Darsteller:   Bartosz Bielenia, Eliza Rycembel
Länge:        115 Minuten

Die Wunschphantasie, sich durch eine erfundene Identität, durch  Verkleidung, durch einen neuen Namen, einen erlogenen akademischen Titel, einen falschen Beruf, aus dem Elend der eigenen Realität in eine andere, bessere Welt zu retten, ist in Literatur und Film ein gern verwendetes Sujet. Meist sind es Tragikomödien oder Komödien wie „Der Hauptmann von Köpenick“ oder „Manche mögens heiß", manchmal aber auch Dramen wie hier.
Sinnvollerweise ist die erfundene Identität die einer respektierten und mächtigen Person, gern die eines Arztes oder Geistlichen. So auch in dem polnischen Film „Corpus Christi“.
Der 20-jährige Daniel (intensiv dargestellt von Bartosz Bielenia) sitzt aus uns nicht bekannten Gründen im Jugendknast, einer Vorhölle, in der das Recht des Stärkeren gilt. Etwas Halt findet er nur beim Gefängnisgeistlichen Pater Tomasz. – Nach seiner Entlassung trifft Daniel draußen auf eine Welt, die kaum besser ist als das Knast, eine traumatisierte und zerstrittene Dorfgemeinschaft, die durch das Korsett eines starren katholischen Glaubens notdürftig zusammengehalten wird. Als falscher „Pater Tomasz" entwickelt er hier eine neue Identität und stößt mit unorthodoxen Gedanken und Methoden bei sich und seiner Umgebung einen heilsamen und sinnstiftenden Entwicklungsprozess an. Alles aber auf der Basis einer Lüge. Kann das gutgehen? – Ein vielfach preisgekrönter Film von Jan Komasa aus dem Jahr 2019, u. a. als polnischer Beitrag für den Auslandsoscar nominert.

(als Fortbildung von der Landesärztekammer Hessen zertifiziert, 4 Punkte)